Das Sektprojekt (kann man das nach vier Jahren überhaupt noch so nennen?!) der Pfälzer Familie Christmann mit dem Sparkling-Guru Mathieu Kauffmann ist wahrscheinlich immernoch extrem gehypt … und das zurecht: biodynamisch angebaute Burgunder-Trauben, 31 Monate Hefelager, spontane Gärung, ohne Dosage in der Cuvee No. 204.
Im Glas: zartes, goldenes Gelb mit blitzsauberer, feiner Perlage.
In der Nase dann fast keine Frucht, dafür kommt’s richtig steinig. Ich rede von zerstoßenem Kalk, Feuerstein, ein bisschen Muschelschale, wie ein Felsen vorm Meer, klar, frisch und ein bisschen rau. Dann traf mich ganz leise Brioche, Apfelschale, Kräuterwürze und leicht salzige Meeresbrise.
Am Gaumen ehrlich, präzise und mit einem gewissen „Jetzt-schiebts“-Moment. Salzig-mineralisch, straff, fast karg. Aber niemals extrovertiert. Die Perlage bleibt dezent, trocken und fein. Und die Frucht? Bisschen gelber Apfel, Quitte, Bergamotte, aber alles so eingebunden, dass man zuerst die Struktur fühlt, erst danach den Geschmack.
Dann im langen Nachhall ein feiner Hefeschmelz. Aber so weit weg, wie das Schlaflicht, was gegen 0:30 Uhr automatisch angeht.
Dazu haben wir den Grill angeschmissen. Wir hatten Lammwürstchen und Rosmarin-Kartoffeln. Also Apéro hat er top funktioniert, jetzt zum ausklang und alleine stehend auch wunderbar. Zum Essen eher schwierig. Zu viel, wogegen er hätte ankommen müssen.
Wenn deutscher Sekt, dann bitte so bitte so für mich: puristisch, elegant, mit echtem Charakter und viel Mineralität. Der Hype? Total nachvollziehbar. Spottbillig ist er nicht, aber nach diesem Glas: voll verdient. 40€ und einer der wenigen, die noch weit nach release (heute) gut verfügbar sind. U.A. bei Lobenberg.